Was Neues, was zum Spielen, was zum Anziehen

Dominic hatte einen Termin, einen etwas ungewöhnliches - zumindest für andere. Er war es jedoch gewohnt, dass es nach seinem Willen lief und auch wenn es wesentlich mehr kostete, als wenn so ein Anzug günstig wäre, so zahlte er diesen Extrabetrag gern. Der 36-Jährige wollte nun einmal das Beste und das bedeutete für ihn an diesem Tag ein maßgeschneideter Armani-Anzug. Wegen seiner Größe und seiner Statur hatte er schon in den USA Probleme gehabt einen schon fertigen Anzug zu kaufen. Was hier in Japan unmöglich war. Aber das machte nichts, er hatte schon seit Jahren keinen Anzug mehr von der Stange gekauft, dazu war er sich inzwischen viel zu schade für. Dominic trug nur noch nach Maß angefertigte Kleidung, selbst seine engen Boxershorts waren nicht in einem gewöhnlichen Geschäft gekauft. Er hatte dem Hersteller eine Anfrage geschickt und den Satz einfließen lassen: 'Die Kosten spielen keine Rolle'. So trug der exentrisch wirkende Waffenhändler Unikate von Hugo Boss, Calvin Klein und Diesel. Das Einzige was er in den exklusiven Geschäften seiner bevorzugten Marken kaufte, ohne Anfertigung, waren Socken, T-Shirts und Pullover. Aber auch nur, weil sie seinem Geschmack entsprachen. Das sah bei Hemden, Anzügen und Krawatten anders aus, ebenso den Shorts.

Jetzt brauchte er gleich mehrere neue Anzüge, denn die aktuellen saßen nicht mehr perfekt, weil er sein Krafttraining etwas verändert hatte. So betrat er das Shopping Center und konnte immer noch nicht verstehen, warum ausgerechnet Armani hier ein Geschäft hatte. Aber es lag eben am nächsten zu seinem Anwesen und so war er mit seinem Mustang gt500 her gefahren, hatte den Parkplatz genutzt und da er privat unterwegs war, bedeutete es, dass er eine schlichte aber engere und teure dunkle Jeans trug, dazu schwarze Stiefel und ein enges weißes Shirt, darüber ein offenes schwarzes kurzärmliges Hemd und zu guter Letzt eine Lederjacke, die er jetzt wegen der Wärme im Center öffnete. Seine ausgeprägten Muskeln zeichneten sich unter dem Stoff ab und mit einer gewissen Lässigkeit und Arroganz suchte er das Geschäft auf.

Er hatte gerade die Tür geöffnet, als er jemanden kommen hörte und nach einem raschen Blick - er bemerkte zunächst nur die langen schwarzen Haare und die schmale Figur, hielt er der Frau galant die Tür auf. Denn diese hatte eine Tüte vom Bäcker und Kaffee in den Händen, weshalb er sie auch durch ließ und von hinten betrachtete, nachdem er ihr rein gefolgt war. Noch hielt er den jungen Mann für eine Frau und ja, er sah 'ihr' interessiert hinter her. Die Tür schloss sich von selbst und Dominic ging gleich zum Tresen, zum Verkäufer. "Ich möchte den Geschäftsführer sprechen. Ich habe einen Termin bei ihm und ihrer Schneiderin." Der Verkäufer war kurz irritiert, weil der Kunde ein gutes Japanisch sprach, wenn auch mit Akzent. Der jedoch störte die Verständigung keineswegs. "Dann sind sie Mr. Hellsing?" fragte er noch mal freundlich nach und der 1,89 m große Mann nickte schlicht. Sofort wuselte der Verkäufer los in einen seperaten Raum um den Geschäftsführer zu holen, während ein etwas jüngerer Verkäufer weiter hinten sich um die Langhaarige kümmerte, die Dominic immer noch nur von hinten sah. Wobei ihm der hübsche Knackarsch auffiel.

Diesmal hatte Phoenix ausnahmsweise kein Date, sondern lediglich ein Treffen mit einem seiner - wie sollte es auch anders sein? - Ex-Freunde. So war der Verkäufer im Armani-Laden auch kein dünnes Hascherl sondern ein stattlicher junger Mann, der in seinem Anzug genauso breit war, wie er aussah. Im Gegensatz zu jemandem wie Dominic wirkte er jedoch klein und gedrungen.
Nichtsdestotrotz - der androgyne Student schuldete dem sehr wohl Älteren einen kleinen Gefallen und gedachte dies mit einem ebenso kleinen aber feinen Frühstück wieder gut zu machen. So hatten ihn seine Schritte schon in aller Herrgottsfrühe zum Einkaufszentrum und schließlich zum dortigen Bäcker geführt. Er hatte eine Reihe klebriger Mochis und Donuts gekauft, dazu zwei Coffe-to-go. Der Weg von dort zum Armaniladen war nicht unbedingt kurz, weshalb Phoenix seine Schritte beschleunigt hatte.

Er war bereits beim Laden angekommen, als er einen guten Riesen von Mann ebenfalls darauf zu gehen sah und eilte sich noch etwas mehr. Wie er die Tür so vollgeladen öffnen sollte, wusste er nämlich auch noch nicht besonders, zumal man sie nach außen ziehen musste. Als der Mann sie ihm aufhielt, warf er einen Blick über die Schulter und lächelte dankend. Doch Dominic würde nicht viel mehr als den hochgezogenen Mundwinkel und eines seiner stark geschminkten Augen mit den langen Wimpern und der verblüffend blauen Farbe erkennen können. Doch damit wurde klar, dass der Langhaarige kein Asiate war - nicht jedoch ob er Mann oder Frau war.
Dem anderen Verkäufer nickte Phoenix nur kurz zu, ehe er Ausschau nach seinem Ex hielt, ihn fand und dann auch schnurstraks auf ihn zuging.

"Oi Kleiner..! Ach sag bloß das ist dein neuer großer starker Freund, von dem du mir erzählt hast?! Was war er noch gleich? Stricher? Du hattest was von kaufen erwähnt..." Der Verkäufer begrüßte seinen Ex mit diesen Worten, griff sein Kinn und gab ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Wie immer. Richtige Küsse hatte es zwischen ihnen nur beim Sex gegeben. "Laber nicht und nehm mir was ab", war das erste, was Phoenix brummend von sich gab. Kaum war er von seiner Last - dem eigenen Kaffee ausgenommen - befreit, drehte er sich nun halb zu dem Mann um, der ihm die Tür geöffnet hatte. Dabei veränderte sich irgendwas in Phoenix Blick, denn dieser Mann war.... der pure Wahnsinn. Die vollen Lippen des Schönlings standen einen Spalt breit offen, dann lächelte er als er den Blick bemerkte und drehte sich wieder zu seinem Ex um, der ihn unterdessen gemustert hatte. Doch mit der engen Jeans, dem genauso engen Pulli mit großem V-Ausschnit und der Bikerjacke wirkte Phoenix in diesen schwarzen Stoffen eher unscheinbar. Seine blauen Augen waren der einzige Farbtupfer, den er heute an sich trug. Selbst die kniehohen Schnürstiefel waren Ton in Ton.

"Nein... Und er war kein Stricher, sondern Security und damit auch nicht mein Neuer." Phoenix verdrehte die Augen, aber der Verkäufer grinste sich nur eins, kannte den Schönling schließlich nur zu gut. Phoenix klaubte sich eine der Donut-Packungen heraus, schritt zu dem fremden Mann herüber und trank dabei einen Schluck Kaffee. Doch er steuerte das Muskelpaket nicht direkt an, streifte ihn nur am Oberarm ihm vorbeigehen und schenkte dem Geschäftsführer ein beinahe umwerfendes Lächeln - wenn man denn auf Schwule stand. Aber das war bei dem Boss nicht so. Doch er erwiederte das Lächeln, als Phoenix ihm den Donut in die Hand drückte. "Ich darf doch meinen Ex für ein paar Minuten von seiner Arbeit abhalten, oder?" Von der süßen Frechheit geblendet nickte der Geschäftsführer, versuchte möglichst übergangslos wieder ernst zu werden und sich Dominic zuzuwenden. Aber auch er musste dem Knackarsch hinterher sehen, der sich wieder von ihnen entfernte.