The Sinners Sin [Dom & Phoenix]

Obwohl es draußen immer kühler wurde, je mehr der Herbst voranschritt, hatte er es hier in der Werkstatt mollig warm. Die Heizungen waren aufgedreht, doch die Klimatisierungsanlage sorgte auch für frische Luft. So roch es hier nicht nach Heizung und war auch nicht trocken. Die Wärme ermöglichte es Phoenix sich luftig zu kleiden. So trug er nicht mehr als eine alte zerrissene Jeans, die am Knie endete und ein Tanktop, das reichlich großzügig ausgeschnitten war. Davon abgesehen trug er seinen üblichen Schmuck an Ketten, Arm- und Fußkettchen. Letztere konnte man auch sehen, da er seine Boots nicht wirklich geschnürt hatte. Socken waren keine zu sehen, schließlich achtete Phoenix schon sehr auf Ästhethik. Und trotz dass sein Körper hier und da von Öl verschmiert war, verlieh es ihm mit den zusammengebundenen Haaren immer noch das gewisse Etwas. Diese Art von Bestätigung bekam er regelmäßig, auch wenn das nicht bedeutete, dass er gleich jemanden hatte mit dem er ins Bett gehen konnte.

Doch jetzt gerade sah man nicht wirklich etwas von ihm, außer die blanken, glatten Waden und die Schuhe. Der Rest des androgynen Mannes lag gerade auf einem Rollbrett unter einem Auto. Er schraubte fleißig, hatte erst etwas repariert, das er nun wieder anbringen wollte. Er erfreute sich seiner Arbeit, auch wenn die momentan reichlich viel war. Der Inhaber der hiesigen Werkstatt war für einige Tage verreist und hatte Phoenix hier alles überlassen. Der führte den Laden weiter, so gut er konnte, was jedoch nur nach der Uni ging. Neue Aufträge waren bisher auch nur einer gekommen und den anderen war er gerade dabei zu beenden. Basslastige Automusik kam durch die Lautsprecher, doch sie war so eingestellt, dass man sich noch normal unterhalten konnte. Ob jemand herein kam oder nicht, war nicht gleich zu hören, denn eine Türklingel oder dergleichen hatten sie nicht und in der Regel kam auch niemand einfach so an der Werkstatt vorbei, sondern meldete sich vorher an.

Es hieß, dass diese Werkstatt die beste sei und dass sie hier einen Mitarbeiter beschäftigte, der zwar nur halbtags arbeitete, dafür aber mit neuen Ideen und Verbesserungen aufwarten konnte, die den anderen fehlten. Dominic war es gewohnt nur das Beste zu besitzen und aus diesem Grund fuhr er mit seinem Mustang gt500 auf den Hof der Werkstatt und das obwohl nichts an dem Wagen kaputt war. Aber er wollte etwas ganz anderes. Nachdem er geparkt hatte, so dass sein Mustang sofort - selbst nur beim flüchtigen rausgucken - gesehen wurde, stieg er aus und wartete für ein paar Augenblicke. Nicht lang versteht sich, denn er hasste es zu warten und sah auch nicht ein, dass ER als Kunde warten musste, wenn sonst kein anderer da war. Das sorgte schon gleich dafür, dass er leicht genervt war.

Also betrat Dominic die Werkstatt und suchte zunächst vergeblich nach einem Mitarbeiter. Der Waffenhändler war privat unterwegs, was bedeutete, dass er zwar eine schlichte aber engere und teure dunkle Jeans trug, dazu schwarze Stiefel und ein enges weißes Shirt, darüber ein offenes schwarzes kurzärmliges Hemd und zu guter Letzt eine Lederjacke, die er offen gelassen hatte. Verstimmt sah er sich um, unterließ es aber zu rufen. So ging er weiter in die Werkstatt hinein und zu den Autos, die dort standen. So fielen ihm auch die Stiefel und die Waden auf, die unter einem von ihnen hervor schauten. Der 36-Jährige zog die Augenbrauen zusammen und 'klopfte' dann mit der flachen Hand auf das Auto, unter dem gerade jemand war. "Jemand Zuhause?" fragte er nach und rutschte ins Englische ab, weshalb er sich noch mal räusperte, doch das kratzige in seiner äußerst tiefen Stimme blieb bestehen. "Guten Tag. Ich bräuchte Ihre Fähigkeiten." Auch wenn seine Worte höflich klangen und der Akzent zwar da war, aber nicht störte, suchte man ein Lächeln bei ihm vergebens, während er darauf wartete, dass der unter dem Auto endlich hervor kam. Dabei stand er natürlich nicht vor ihm, sondern seitlich zu den Beinen.

Ein langes schlankes Bein hatte der hübsch anzusehende "Jüngling" ausgestreckt, während das andere angewinkelt war und im Takt wippte. Zwar hörte er die Musik, behielt den Takt auch bei, aber er konzentrierte sich auf seine Arbeit. Er wollte sie perfekt machen und nicht nur so gut er konnte. Sondern wirklich perfekt. Schließlich mussten die Kunde mit ihm zufrieden sein, damit sie wieder kommen würden und sein Boss natürlich auch. Allein dass der ihn als Studenten auch noch tagelang hier alleine ließ, zeugte schon von großes Vertrauen - oder einer Probe. Was auch immer seinen Boss dazu bewegt hatte, Phoenix gab sein Bestes und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Unter Druck arbeitete er zwar beinahe schon am besten, aber nichtsdestotrotz nahm er sich genügend Zeit für jeden Auftrag.

Phoenix bekam nicht mit, wie ein Auto vorgefahren wurde oder wie jemand die Werkstatt betrat. Er hatte besseres zu tun gerade und versuchte eine größere Mutter mit einem Schraubschlüssel fest zu drehen, was gar nicht mal so einfach war. Neue Teile waren in der Regel immer störrisch, wie er fand. Doch als es plötzlich einen Schlag tat, konnte man den Jüngeren heftig nach Luft schnappen hören und zugleich auch das Klirrend es Werkzeugs, das ihm natürlich prompt aus der Hand gefallen war. "Fuck!" Natürlich fluchte er, denn beinahe wäre ihm der Schraubschlüssel gegen den Kopf geknallt. "Moment bitte!" Durch die anfänglich englische Ansprache war er etwas aus dem Konzept und antwortete auch so, obwohl der 'Eindringling' noch auf japanisch etwas gesagt hatte. Rasch griff er nochmal nach dem Werkzeug und schraubte den Rest fest, ehe er unter dem Auto hervor rutschte und auch gleich aufstand.
"Hallo.. Wie.. kann ich helfen?" Er musterte den Riesen vor sich und zeigte immer noch Spuren seines Schrecks. Rasch strich er sich eine lästige Strähne aus dem Gesicht und verteilte damit prompt eine kleine Ölspur auf seiner Wange. Er wollte ihm schon die Hand reichen, bemerkte dann aber selbst seine dreckigen Hände dun lächelte ihn mit einem Schulterzucken an. Flüchtig glitt sein Blick auf das Auto, aber er konnte keine Delle sehen, wie der Schlag hatte vermuten lassen.

Nach einem etwas längeren suchenden Blick rundum entdeckte er einen der Angestellten, die hier wahrlich dünn gesäht waren. Nun gut, es war keine Werkstatt, wie es sie in New York gab - mit Platz für 20 Wagen, aber nur ein Arbeiter? Dominic runzelte die Stirn und ging dann zu ihm, wo er mit der flachen Hand auf sich aufmerksam machte, indem er auf das Auto schlug, an dem gerade geschraubt wurde. Dass er den Unbekannten damit erschreckte hatte er nicht nur in Kauf genommen, sondern auch beabsichtigt. Auch wenn die Musik eigentlich nicht zu laut war, es gefiel dem 36-Jährigen nicht, dass er überhört worden war. Dabei waren die in Japan doch immer besonders höflich und zuvorkommend, wenn es sich um Kundschaft handelte. Der Fluch veranlasste den Haarlosen zu einem knappen Schmunzeln, ehe er etwas verwundert eine Augenbraue hob, weil ihm in seiner Sprache geantwortet worden war. Interessiert sah er nach unten, etwas genauer als zuvor, da nach einem kurzen Moment des Wartens, der Angestellte endlich die Güte besaß hervor zu kommen.

Sofort als er ihn sah, glaubte er sich nicht mehr in einer Werkstatt zu befinden, sondern in einem Bordell, denn in solch einem Etablissement konnte er sich den Jüngeren perfekt vorstellen. Hier passte er nach dem Aussehen nicht hin. Hotpants und das Bild eines leicht dreckigen jungfräulichen und doch verruchten Jünglins wäre perfekt. Dominics dunkle Augen jedoch zeigten rein gar nichts von seinen Gedanken, sondern lagen etwas ungeduldig auf dem Anderen. Er hätte die Hand auch nicht angenommen, wenn sie sauber gewesen wäre. Das Lächeln erwiderte er immer noch nicht, denn ihm war nicht danach - er hatte warten müssen. "Ist der Chef zu sprechen? Ich will einen Umbau und hoffe, dass ihr hier auch alles dafür habt." Jetzt sprach er wieder englisch, er liebte nun einmal seine Muttersprache und nutzte sie, wann immer er konnte. Mit locker vor der Brust verschränkten Armen sah er auf ihn runter und in die blauen Augen.

Phoenix rechnete nicht mit Besuch. Wieso auch? Es gab keinerlei weiteren Termine und das Telefon hatte heute nur ein einziges Mal geklingelt und es war sein Boss gewesen, der sich wie üblich jeden Tag erkundigt hatte und wissen wollte, wie das Geschäft lief. Phoenix fühlte sich schon irgendwie geehrt, dass er den Laden jetzt sozusagen für einige Zeit für sich hatte. Aber die Zeit fehlte ihm natürlich wieder an anderer Stelle. So musste er mit dem Lernen zurück stecken und seit dem letzten Vorfall mit Kazuhiko fühlte er sich ohnehin in seiner Freizeit eingeengt. Auch Jong kam in letzter Zeit immer zu kurz. Aber daran konnte er gerade auch nichts ändern. Fest stand für ihn jedoch, dass er später einen solchen Laden nicht führen wollte. In seiner Freizeit war das schön und gut, aber jeden Tag? Da kam ihm einfach zu schnell Langeweile auf.
Jetzt musterten seine Augen den Riesen vor sich. Und mit diesem einen Blick stellte er auch sofort fest, dass der Kerl genau in sein Jagdmuster passte. Doch jetzt war er erstmal Kunde und Phoenix nicht in seiner Freizeit hier. Leider. Doch bei dem nicht wirklich freundlich zu nennenden Blick, hätte er sich ohnehin nicht gleich getraut ihn anzubaggern. Bei solchen Typen konnte das schnell nach hinten los gehen. Und schwul wirkte dieser Mann nun wirklich gar nicht. Der würde wohl auch nicht eben schwul werden, nur weil er mit seinen schwarz umrandeten blauen Augen klimperte und die langen Wimpern aufschwingen ließ.

Dennoch blieb der Langhaarige bei dem musternden Blick standhaft und behielt sein Lächeln bei, bis es nach und nach von selbst schwand. Es sollte ja auch nicht aufgesetzt wirken. "Der ist auf Reisen und kommt erst in 2 Wochen wieder. Aber ich kann den Auftrag schonmal aufnehmen, wenn Sie das möchten." Er griff nach einem ehemals weißen Lappen und wischte sich die Hände daran ab, ehe er voraus zu dem einzigen Schreibtisch in der Werkstatt ging. Dominics Gedanke in Sachen Bordell dürfte sich wohl noch vertiefen, denn unbewusst bewegten sich die Hüften des jungen Mannes beim Gehen nahezu verführerisch. Hin und wieder konnte man Teile seines Tattoos unter dem Tanktop hervorblitzen sehen, doch es wurde zu schnell wieder verdeckt, als das man genaueres hätte erkennen können. "In 2 Wochen könnten wir auch direkt mit dem Umbau anfangen. Bis dahin werden wir alles hier haben, was wir dazu benötigen." Die schlanken Finger griffen nach Stift und Block, da sah er den Älteren auch schon wieder fragend an.